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Architekturpreis Bonn-Rhein-Sieg 2023 entschieden

24. November 2023

Mit dem Architekturpreis 2023 honoriert der Bund Deutscher Architekten BDA das baukulturelle Engagement von Bauherr:innen und Architekt:innen auf regionaler Ebene. Der BDA Bonn-Rhein-Sieg führt das Verfahren alle drei Jahre durch. Zum Auszeichnungsverfahren sind Bauten zugelassen, die nach dem 01.01.2020 fertig gestellt wurden und sich im Gebiet des BDA Bonn-Rhein-Sieg befinden, das sind die Stadt Bonn und die Kreise Rhein-Sieg und Euskirchen. Projekte konnten bis zum 31.05.2023 zur Teilnahme am Verfahren gemeldet werden.

Am 16.06.2023 tagte eine unabhängige Jury, an der in diesem Jahr Boris Biskamp, Rübsamen Partner Architekten BDA, Bochum, Prof. Dietmar Eberle, Baumschlager Eberle Architekten, Lustenau (AT), Prof. Dörte Gatermann, Supergelb Architekten, Köln,  David Kasparek, Journalist und Architekturvermittler, Bonn und Dr. Birgit Schneider-Bönninger, Kulturdezernentin der Stadt Bonn, teilnahmen. Die Jury vergab unter den 16 eingereichten Arbeiten eine Auszeichnung und drei Anerkennungen.

Auszeichnung

HAUS IM BURGGARTEN

Uwe Schröder Architekt, Bonn / MIWO Gesellschaft mbH & Co. KG, Bonn

Foto © Stefan Müller

In einer schmalen Seitenstraße des lebhaften Viertels Poppelsdorf steht das kleine Haus im Burggarten, benannt nach der gleichnamigen Straße. Das Gebäude orientiert sich ausschließlich zu dieser Straße, was das schmalrechteckige Grundstück überhaupt erst nutzbar macht. Dabei werden die vorgefundenen städtebaulichen und architektonischen Prinzipien des Ortes weiterentwickelt und zu einem Nutzwert für die Stadt und die Bewohnenden des Gebäudes gleichermaßen. Das Haus ist eindeutig als Teil von etwas größerem gedacht und wird durch seine architektonische Ausformulierung zu einem Stück der Straße, des Quartiers und schließlich der Stadt, aus der heraus es augenscheinlich entwickelt wurde.

Der Neubau übernimmt mit dem gelben Mauerstein die Materialität des Nachbarn, und mit ihr auch dessen Geschosshöhen. So fügt sich das nicht barrierefreie Haus in seinen Kontext und bietet innenräumliche Mehrwerte. Die notwendige Erschließung der drei Geschosse wird durch die Materialwahl atmosphärisch überhöht und zu einem halböffentlichen Raum aller Bewohnenden, der auch offenkundig als solcher erkannt und genutzt wird. Insgesamt sechs Kleinstwohnungen für Studierende nimmt das Gebäude auf, je drei auf beiden Seiten des gemeinschaftlichen Treppenhauses. Durch die großzügigen Raumhöhen gibt der Entwurf eine souveräne Antwort auf die Fragen innenräumlicher Konfigurationen in engen Innenstadtlagen. Eine Galerie pro Appartement auf der rückwärtigen Seite des Hauses nimmt Küche und Badezimmer auf und bietet Platz für ein Bett, sodass der Raum zur Straße hin ganz von den Studierenden und ihren Vorstellungen bespielt werden kann.

 

Anerkennung

PRAGER HÄUSER

Uwe Schröder Architekt, Bonn / MIWO Gesellschaft mbH & Co. KG, Bonn

Foto © Stefan Müller

Der Bonner Stadtteil Auerberg ist geprägt von zweifelhaftem Städtebau, wenig gelungenen, großformatigen Architekturen auf der einen und unterschiedlichen Einfamilienhäusern auf der anderen Seite. In dieser Umgebung und vis-à-vis einiger älterer Projekte des Büros stehen die fünf Reihenhäuser sehr selbstbewusst. Die starke Architektur bedient sich traditioneller und einfacher Elemente: verputzte Fassaden in strahlendem Rot werden gekontert durch helle Holzbauteile für Pergolen, Carports, Rankgerüste und Klappläden. Die sandbraun verputzten Staffelgeschosse variieren ihren baurechtlich notwendigen Rücksprung von Haus zu Haus, sodass jedem Gebäude eine private Dachterrasse zugeordnet werden konnte.

Während die beiden äußeren Bauten dieser kleinen Zeile über einen Zugang verfügen, der in der mittigen Erschließungsachse angeordnet ist, betritt man die drei mittigen Gebäude direkt über die Küche. Durch die Zweifarbigkeit und die tradierten architektonischen Elemente wie Gesims, Klappläden, handwerklich gefertigte Vordächer und teils mit Wein bewachsenen Rankhilfen, wecken die Reihenhäuser Erinnerung an anderswo Gesehenes. Die dem Haus vorgelagerten Pergolen können sowohl als Erweiterung der Häuser, etwa mit Tisch und Stühlen, genutzt werden, oder als Fahrrad- oder Autostellplatz. Das einzelne Haus ist als Teil einer Zeile gedacht und ausgeführt, diese steht wiederum in einem gedanklichen Kontinuum zur Stadt an diesem Ort. Durch die Addition vieler Elemente entsteht hier etwas, das größer ist als die reine Summe seiner Teile.

 

Anerkennung

LEBEN UND WOHNEN FÜR VIER GENERATIONEN – WEITERENTWICKLUNG GUT HOMBUSCH

Dirk Lüderwaldt, Köln / Dietrich Graf von Nesselrode, Mechernich

Foto © Viola Epler

Die Erweiterung und Aktivierung des denkmalgeschützten Gut Hombusch, 1908 nach Plänen des Architekten Paul Baumgarten errichtet, macht sich geschickt die Atmosphäre des Bestands zunutze. Dabei wird die historische Bausubstanz mit architektonischer Güte und mit bescheidener Attitüde neu interpretiert, fortgeschrieben und damit räumlich und formal aktualisiert. Die akzentuierten Eingriffe gehen sorgsam und angemessen mit dem Vorgefundenen um und versuchen erst gar nicht, ihr etwas entgegenzusetzen, sondern treten in einen adäquaten Dialog mit ihr.

Durch die flexibel nutzbaren Räume entsteht ein generöses Mehrgenerationenhaus, das Wohnen als Allheit unserer Tätigkeiten zwischen Produktion und Reproduktion möglich macht und die von der architektonischen Moderne vorgeschlagene Trennung dieser Lebensbereiche überwindet. Mit ihrem mehrschaligen Aufbau machen die Eingriffe den über hundert Jahre alten Bestand klimagerecht, neu entstandene Räume im Erdgeschoss sind zudem barrierefrei und räumen so ein altengerechtes Wohnen über mehrere Generationen ein.

 

Anerkennung

ATELIER FÜR ARCHITEKTUR- FOTOGRAFIE

Nebel Pössl Architekten GmbH, Erich Frank Pössl, Bork Schiffer, Thomas Nebel †, Köln / Hedwig Esch (HGEsch Photography), Hennef

Foto © HG Esch

Stadt Blankenberg, ein Stadtteil von Hennef, zeigt sich als kleinteilige und heterogene Dorfstruktur, in die sich das recht große Wohn- und Atelierhaus schlüssig einfügt. Maßgeblich tragen dazu die überzeugende und aus dem Ort und der direkten Nachbarschaft entwickelte Materialisierung sowie die Konfiguration des Baukörpers bei. Sowohl die sich von der Straße über das lange Grundstück hinweg empor staffelnde Höhenentwicklung als auch der sich analog sukzessive verbreiternde Baukörper reagieren mit architektonischer Souveränität und in angemessener Relation zur Umgebung. Durch seine Struktur bleibt der Baukörper trotz seiner Länge und tatsächlichen Größe am Ort maßstäblich.

Das zunächst hermetisch wirkende Haus staffelt sich innenräumlich seiner äußeren Form entsprechend in Richtung der Landschaft und inszeniert als Raumfolge den von der Straße abgewandten Blick in Richtung des Sieg-Tals. Durch präzise gesetzte Fenster in die andere, der Straße und Ansiedlung zugewandten Richtung, bleibt dabei stets der Kontakt zwischen dem Innern des Hauses und dem Außen des Dorfes gewährleistet. So gelingt dem Gebäude eine Interpretation der Bedingungen des Ortes – zwischen der heterogenen, baulichen Kleinteiligkeit der Straße auf der einen und der homogenen Großzügigkeit der Landschaft auf der anderen Seite.

 

Der BDA Bonn-Rhein-Sieg bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmer:innen, der Jury und den Förderern.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem hier zum Download bereitgestellten Katalog.

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