Themen

,

Nachbericht: A – Z Architekten über HELMUT GOLDSCHMIDT (1918-2005)

7. November 2021

A-Z Architekten: HELMUT GOLDSCHMIDT (1918-2005)

Für ungewöhnliche Architekturabende ist die Vortragsreihe „A-Z Architekten“ des BDA Münster-Münsterland inzwischen bekannt. Regelmäßig stellt sie an Originalorten in der Stadt Leben und Werk der Architekten vor, die Münsters Stadtbild prägten. Jüngst lud sie zum Vortragsabend in die nachkriegsmoderne Synagoge an der Klosterstraße ein, die nach Plänen des Architekten Helmut Goldschmidt (1918-2005) errichtet und im Jahr 1961 geweiht wurde.

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Über 80 Zuhörer versammelten sich im Gemeindezentrum, um Architektenvita, Bauwerk und heutiges Gemeindeleben näher zu studieren. Nach kurzer Begrüßung durch Sharon Fehr für die Jüdische Gemeinde und Martin Behet für den Bund Deutscher Architekten Münster-Münsterland als Veranstalter skizzierte der Architekt und Journalist Stefan Rethfeld in seinem Vortrag den schicksalhaften Lebensweg von Helmut Goldschmidt (1918-2005). Es sollte eine Reise durch eine ungewisse Zeit werden.

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Denn Goldschmidt wuchs zunächst in Köln auf und wurde als Sohn einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters im jüdischen Glauben erzogen. Das Gymnasium musste er aufgrund der NS-Politik bereits 1935 ohne Abschluss verlassen, wodurch ihm ein Architekturstudium verwehrt blieb. Unter anderem Namen gelang es ihm dennoch, Architekturvorlesungen in Berlin zu hören, ergänzt durch privat finanzierten Unterricht. Als Jazzmusiker und Komponist konnte er zunächst weitere Jahre überstehen, bis er 1942 verhaftet und nach Auschwitz, dann nach Buchenwald deportiert wurde.

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Nach der Befreiung arbeitete Goldschmidt in Mayen (Eifel) und gestaltete den Wiederaufbau mit. Ab 1950 führte er in Köln ein Büro – anfänglich zusammen mit Oswald Mathias Ungers – und realisierte bis in die 1970er Jahre hinein zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser sowie Siedlungsbauten. Zur eigentlichen Berufung sollten jedoch für ihn verschiedene Jüdische Gemeindenzentren in Deutschland werden, so der Wiederaufbau der Synagoge in Köln (1948-1959) sowie die Neubauten für Dortmund (1956), Bonn (1959) und Münster (1961) – als Zeichen eines Neuanfangs nach finsterer Zeit.

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Auch in Münster fiel der Vorgängerbau, der in den Jahren 1879/80 durch Karl Hofmann (Herborn/Nassau) errichtet wurde, der Reichspogromnacht 1938 zum Opfer. Mit dem 1960er-Jahre Neubau von Goldschmidt an gleicher Stelle gelang der Jüdischen Gemeinde sodann ein mutiger Neuanfang. Vor zehn Jahren erfolgte zudem durch den Architekten Nathan Schächter eine Erweiterung um einen oberen Gemeindesaal, der die Lebendigkeit der heutigen Gemeinde einmal mehr unterstreicht.

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Weitere Impressionen:

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Foto: Markus Bomholt
Foto: Markus Bomholt

Partner